Nachhaltig bauen

Wo es noch bis in die 90er Jahre hinein hieß: »Stillgestanden«, rührt sich heute einiges. Auf dem ehemaligen Gelände der Bayernkaserne im Norden der Stadt entsteht auf 60 Hektar Fläche ein komplett neuer Stadtteil: Neufreimann. Rund 15.000 Menschen werden hier nach Fertigstellung im Jahr 2030 wohnen. Dafür entstehen 5.500 Wohnungen. Etwa 1.600 Wohneinheiten davon baut die Münchner Wohnen auf insgesamt acht Baufeldern. Auch für rund 10 Gewerbeeinheiten ist die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt verantwortlich. Und auch, wenn das Tema »Nachhaltiges Bauen« neben dem Schaffen von Wohnraum schon immer im Fokus stand, bekommt es nun eine völlig neue Gewichtung. Die Münchner Wohnen hat dafür eigens eine Sektion eingerichtet: »Es ist entscheidend, nicht das Bauen allein, sondern den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes unter Nachhaltigkeitsaspekten zu betrachten«, sagt Susanne Kraus, Leiterin der neu geschaffenen Sektion Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Recycling-Verfahren vermeidet 1.300 Tonnen Neubeton

Beim Projekt Neufreimann ist es beispielsweise der Baustoff, aus dem ein Großteil der neuen Gebäude entsteht: Es handelt sich um recycelten Beton. Die Mauern der ehemaligen Bayernkaserne wurden geschreddert und dem frischen Beton beigemischt. »1.300 Tonnen Neubeton vermeiden wir auf diese Art«, erzählt Rositsa Doneva-Kremser, die bei der Münchner Wohnen für die Nachhaltigkeitsstrategie zuständige Abteilungsleiterin. Sie betont, dass neben den eingesetzten Materialien vor allem langlebige Gebäude zu einer ausgeglichenen Nachhaltigkeitsbilanz beitrügen. »Wenn ein Gebäude mindestens 100 Jahre besteht, dann können wir von einem nachhaltigen Bau sprechen.« Projektleiter Silvio Michel betont, dass Beton grundsätzlich zu den langlebigsten Baumaterialien gehöre. »Durch die Beimischung von Bauschutt verbessert sich obendrein seine Umweltbilanz deutlich«, erklärt er. Aktuell ist er für ein Gebäude zuständig, in dem 190 Wohnungen, ein Haus für Kinder und ein Familienzentrum mit Ersatzbetreuung entstehen. Darüber hinaus werden manche Häuser zweischalig errichtet. Das heißt, dass die Wärmedämmung auf eine Innenschale aufgebracht wird. Außen dient dann grauer Klinker als Fassade. »Sollte im Laufe der Jahrzehnte die Wärmedämmung kaputtgehen oder ausgetauscht werden müssen, kann die äußere Klinkerfassade zurückgebaut werden«, erklärt Silvio Michel. Nachhaltiges Bauen heißt bei der Münchner Wohnen aber auch, ein lebenswertes Quartier zu errichten, in dem sich alle wohlfühlen. Für eine lebendige Nachbarschaft sind soziale Einrichtungen wie ein Zentrum für ältere Menschen, eine Jugendfreizeitstätte und Nachbarschaftstreffs geplant. Und auch Bildungseinrichtungen stehen im Fokus: Zwei Kindertagesstätten, zwei Schulstandorte mit einem Gymnasium, zwei Grundschulen sowie eine Förderschule, eine Musikschule und Sportanlagen sind im Bau. Außerdem wird eine Zweigstelle der Münchner Volkshochschule Bildungsprogramme für Erwachsene anbieten. Mit Supermärkten und kleineren Geschäften haben die künftigen Bewohner*innen alles in unmittelbarer Nähe, was man zum Leben braucht.

Das Zentrum Neufreimanns

Die ersten Gebäude in Neufreimann sind kurz vor der Fertigstellung. Und schon gehen die konkreten Planungen weiter. Denn nun steht fest, wie das Herz einmal aussehen wird: An prominenter Stelle – direkt am neuen Stadtplatz – entsteht ein Gebäudeblock mit öffentlicher Nutzung im Sockel und zwei integrierten Wohnhochhäusern mit rund 300 geförderten Wohnungen. Im Erdgeschoss sowie ersten Obergeschoss des Sockels wird es ein Alten- und Servicezentrum, einen Nachbarschaftstreff, ein Bildungslokal, ein Stadtteilzentrum der Volkshochschule, sowie eine Stadtteilbibliothek geben. Eine Tram-Haltestelle direkt vor der Türe bindet die vielen Tausend Münchner*innen, die in Neufreimann leben werden, direkt an den ÖPNV an und sorgt für Mobilität. Baubeginn soll 2027 sein, Fertigstellung 2030. 

Ansicht Bauprojekt in Neufreimann. Zu sehen ist ein rotes Gebäude das im vorderen Bereich niedriger ist und an der hinteren Ecke einen fast doppelt so hohen Hochpunkt hat. Vor dem Gebäude sind Menschen und eine Trambahn angedeutet.
© Fink+Jocher

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