Auch dieses Jahr erarbeiten die Auszubildenden aus dem zweiten Lehrjahr der Münchner Wohnen die Lebensläufe von ehemaligen Mieter*innen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt oder ermordet wurden. Den nachfolgenden Text haben unsere Auszubildenden selbst verfasst.
Liebe Leser*innen,
im Rahmen des Erinnerungszeichen-Projekts haben wir, die Auszubildenden des 2. Lehrjahres, am 28. Februar 2025 das Stadtarchiv München besucht. Dieser Besuch war insofern lehrreich, als dass wir uns der Geschichte unserer Stadt und den Schicksalen der Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt und ermordet, mit Hilfe von originalen Dokumenten und Aufzeichnungen näherten.
Der Tag begann mit einer Begrüßung durch Dr. Ulrike Hofmann vom Stadtarchiv, die uns in die verschiedenen Aspekte der Archivarbeit einführte. Wir erfuhren, wie das Archiv historische Dokumente und Materialien bewahrt, um die Geschichte Münchens für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Besonders beeindruckend war die Vorstellung der ältesten Schriftstücke, die nicht nur die Stadtgeschichte, sondern auch die vielfältigen Lebensgeschichten der Münchner*innen dokumentieren. Zum Beispiel sind die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle seit Jahrhunderten festgehalten. Die älteste Urkunde ist übrigens eine Steuerrechtsverleihung an die Stadt durch Herzog Ludwig aus dem späten 13. Jahrhundert.
Mit der Hilfe der bisherigen Workshops, der Führung durch das Stadtarchiv und der von der Historikerin Dr. Christiane Fritsche zur Verfügung gestellten Materialien recherchierten wir ab dem 24. April 2025 zu Personen, die in der NS-Zeit in Gebäuden in der Münchner Wohnen gelebt haben und die Opfer der Verfolgung wurden. Zu diesem Zweck versammelten wir Auszubildende uns, um gemeinsam die wichtigsten Informationen in Stichpunkten herauszuarbeiten und schriftlich festzuhalten.
Am 8. Mai 2025 präsentierten wir die erarbeiteten Informationen in einem Testlauf mit Dr. Christiane Fritsche erstmals vor Publikum: Christian Smolka, Stadtrat und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Münchner Wohnen, Stephanie Murner, Ausbildungsleitung der Münchner Wohnen, Nadine Kölmel, Unternehmenskommunikation der Münchner Wohnen, sowie allen Auszubildenden des 2. Lehrjahres. Auch Christian Müller, Geschäftsführer der Münchner Wohnen, interessierte sich für unsere Recherchen. Nach der Präsentation überarbeiteten wir die Inhalte gemeinsam und vertieften Hintergrundinformationen. Wir tauschten uns über die individuellen Schicksale der Personen aus und stellten sie in einen größeren Kontext: das „Euthanasie“-Programm, bei dem Menschen mit Einschränkungen systematisch getötet wurden, die Versteigerung der Haushaltseinrichtungen zugunsten des NS-Regimes und Verharmlosungspropaganda unter anderem im Ghetto Theresienstadt (dem heutigen Tschechien).
Diese Erfahrungen haben uns historisches Wissen vermittelt sowie unsere Empathie und unser Verantwortungsbewusstsein gestärkt. Wir möchten uns weiter aktiv mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen und das Bewusstsein für das dadurch entstandene Leid bewahren. Und so dazu beitragen, dass Großzügigkeit, Respekt vor Vielfalt und Mitmenschlichkeit wichtiger bleiben als Egoismus und Neid.