Die Münchner Wohnen hat in den vergangenen Monaten untersucht, welche Potenziale in der Wiederverwendung von Baustoffen bei Neubauprojekten – im „Urban Mining“ – stecken. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Urban Mining in der Praxis
Im Auftrag des Kommunalreferates ersetzt die Münchner Wohnen die Bestandsgebäude an der Nimmerfallstraße durch Neubauten. Die Mitarbeiter*innen der Sektion Nachhaltigkeit und Klimaschutz der Münchner Wohnen haben die Gelegenheit genutzt und vor den Abbrucharbeiten ein Urban Mining-Projekt durchgeführt: Von Herbst 2024 bis März 2025 hat das Unternehmen untersucht, wie und welche Materialien und Bestandsgebäuden sinnvoll gewonnen, vermittelt und wiederverwendet werden können.
Urban Mining, auch bekannt als Teil der Kreislaufwirtschaft, bezeichnet die Rückgewinnung von Rohstoffen durch die Aufarbeitung bestehender Güter einer Stadt oder konkreten Gebäudes. Der urbane Raum wird dabei als reichhaltiges Rohstofflager betrachtet, wobei bereits vorhandene Ressourcen genutzt werden, anstatt neue Rohstoffe aus der Natur zu entnehmen. So sollen Ressourcen geschont und der ökologische Fußabdruck reduziert werden.
„Umdenken in der Gesellschaft“
Neben dem Projekt in der Nimmerfallstraße hat die Münchner Wohnen bereits weitere Urban-Mining-Pilotprojekte durchgeführt. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft sammelt dabei wichtige Erfahrungen: „Die Wiederverwertung von Baustoffen durch sortenreine Trennung wird in Zukunft so etabliert sein wie heute die klassische Mülltrennung oder das Rohstoffrecycling“, sagt Susanne Kraus, Leiterin der Sektion Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Münchner Wohnen. „Das Umdenken in der Gesellschaft mit Blick auf die Nachhaltigkeit und den Klimawandel, steigende Preise für Neumaterialien und vereinfachte Nutzungsregulatoriken in den nächsten Jahren werden sich positiv auswirken.“
Die aufbereiteten Baumaterialien vermittelt die Münchner Wohnen für die weitere Verwendung an Unternehmen, Architekturbüros und Hersteller, aber auch Bürgerinitiativen, Privatpersonen oder an interessierte Mitarbeitende. Ein wichtiger Baustein beim Urban Mining: Alle Beteiligte müssen sich über das Ziel einig sein, insbesondere die Abbruchunternehmen. Das hat im konkreten Fall an der Nimmerfallstraße gut funktioniert. Durch gute Planung und Kommunikation wird sichergestellt, dass die Bauteile zerstörungsfrei und sortenrein zurückgebaut und weiterverwendet werden konnten.
180 Quadratmeter Kieferparkett
Die Liste an Materialien, die die Projektbeteiligten in Pasing gerettet und weitervermittelt haben, ist umfangreich: zum Beispiel 180 Quadratmeter Massivholzdielen aus Kiefer, die nun in einer Kita und einem Friseursalon wiederverwertet werden; oder 49 Quadratmeter Wandfliesen, neun Türen, 31 Deckenleuchten, eine Vielzahl an Dachziegel und neun Naturstein-Fensterbänke, die ebenso in einem Kita-Projekt wiederverwertet werden sollen. 31 Klingel- und Lichtschalter sollen in Altbauten weiter genutzt werden, ein Gasherd in einer Outdoor-Küche; Ein ganzer Holzofen wandert in ein Tiny House. Übergeben wurden die Materialien zum Großteil an Architekt*innen für deren aktuelle Projekte.
Parallel zum Abbruch werden nach Möglichkeit weitere Materialien durch die Abbruchfirma ausgebaut und wiederverwendet, darunter Holzsparren für Forschungsprojekte der Technischen Universität München und der Technischen Hochschule Rosenheim sowie Fenster zum PVC-Recycling durch eine Spezialfirma.
Nach Abschluss des Pilotprojekts wird das Grundstück an der Nimmerfallstraße nun für den Bau von 70 neuen, familienfreundlichen Wohnungen genutzt. Weitere Urban-Mining-Projekte sind in Planung.